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Viele besuchten den Familienkundlichen Arbeitskreis am 4.3.2012 im Stadtarchiv.

 

 

 

Archivtag: Feuer, Wasser, Krieg

Rheine Es sind die Sternstunden, aber auch die Tragödien einer Stadt, stets verknüpft mit menschlichen Schicksalen, die in einem Archiv schlummern. Zwölf solcher "historischen Schatztruhen" präsentierten sich am Sonntag beim bundesweiten "Tag der Stadtarchive" in der Kulturetage des Rathauses.Von Dennis Stein

Franz Winter vom Familienkundlichen Arbeitskreis Rheine

Franz Winter vom "Familienkundlichen Arbeitskreis" half bei der Suche nach Ahnen. (Foto Dennis Stein)

 

Als Gastgeber war die Stadt Rheine natürlich besonders breit vertreten. Eine Fotoaustellung beschäftigte sich allein mit dem Hochwasser, das die Emsstadt, gebeutelt vom Krieg, im Jahr 1946 heimsuchte. Sie zeigte Mühlentörchen und den Heiliggeistplatz in der Hand der Fluten.

Heinz Schulte präsentierte einen von ihm zusammengeschnitten Film, der neben dem Hochwasser auch das Bombenunglück vom 26. April 1978 dokumentiert, als ein Fünfzentner-Blindgänger drei Bauarbeiter vor dem Rathaus in den Tod riss.

Auch spannend: Franz Winter und seine Kollegen vom "Familienkundlichen Arbeitskreis" halfen den Besuchern bei der Ahnenforschung.

"Für viele ist das Wort 'Archiv' mit alten Akten verbunden", kommentierte Bürgermeisterin Dr. Angelika Kordfelder die Ausstellung. Viele Menschen wüssten gar nicht, wie die Arbeit eines Archivars aussieht. "Oftmals sind dafür auch detektivische Fähigkeiten nötig", so Kordfelder.

Besonders viele ältere Rheinenser begaben sich am Sonntag auf Spurensuche. So meldete sich etwa eine Dame auf ein Bild aus dem April 1945 hin, das Stadtarchivar Dr. Thomas Gießmann präsentierte. Zu sehen ist eine von englischen Pionieren konstruierte Behelfsbrücke, die eine Überquerung der Ems wieder möglich machte. Dies war nötig, da nur zwei Tage zuvor deutsche Truppen die Ludgerusbrücke sprengten, um sich möglichst gefahrlos zurückziehen zu können.

"Ich war jedes Mal froh, als wir einen Bollerwagen dabei hatten. Damit durfte man den breiten Streifen benutzen. Als Fußgänger blieb einem nur ein schmaler Bereich", erinnerte sich die Zeitzeugin. Für die tagtägliche Arbeit auf den Feldern sei diese Brücke unabdingbar gewesen. "Ich hatte jedes Mal riesige Angst, in die Ems zu fallen. Das werde ich nie vergessen."

Übrigens: Ein Großteil der Bilder, die kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs aufgenommen wurden, entstammen den Kameras der Royal Air Force. "Fotos, die von Rheinensern gemacht wurden, existieren leider kaum", erklärte Gießmann. "Es war strikt verboten, Zerstörungen zu fotografieren."

Münstersche Zeitung v. 4.3.2012

 

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